Der Kitt in unserer Gesellschaft

Ich war circa drei Jahre als Beauftragte für Kirche und Sport in Bayern unterwegs und das, wo immer es ging, mit dem Rad, den Talar im Gepäck. Zum Berggottesdienst unterhalb des Imberger Horns ging es aber dann doch mit dem Zug. Und selbst in dieser kurzen Zeit konnte ich sehr viele Erfahrungen machen, eindrückliche Erlebnisse teilen und schmerzliche wie freudige Erkenntnisse gewinnen. Eine davon, vielleicht die wichtigste: Auf tragfähige Beziehungen kommt es an.

Tragfähig sind Beziehungen, wo gemeinsame Ziele Menschen verbinden. Zum Beispiel die Leidenschaft für Bewegung und Glauben. Diese Schnittmenge aus Kirche und Sport führt zusammen: Menschen mit und ohne Migrationshintergrund, ehrenamtlich und hauptamtlich Mitarbeitende, Katholik*innen und Protestant*innen, alte und junge Menschen. Und das ist es, was wir brauchen: Begegnung mit allen Sinnen. Wer miteinander in einem Kirchenchor singt oder einen Berggipfel erklimmt, teilt Erlebnisse, kommt in Kontakt. Schnell wird klar, ob man sich gegenseitig riechen kann und dass es bloß miteinander geht. Nur gemeinsam ist eine Chor-Tournee möglich. Und in einer Seilschaft kommt es auf die Zuverlässigkeit jedes Einzelnen an.
 

Sportler*innenteam
Bildrechte EJ Bayern

Wir sind als Menschen auf Gemeinschaft angewiesen, vom ersten bis zum letzten Atemzug. Allein, ohne Liebe und Anerkennung, ohne Sozialkontakte sind wir nicht überlebensfähig. Was wären die Sporttreibenden ohne andere, mit denen sie sich messen oder ein Team bilden können? Was wäre ein Kirchenbesuch ohne andere Gläubige, eine Gemeinde ohne ihre Kirchenmitglieder?
 
Kirche und Sport sind die Player, die in unserer Gesellschaft auch in schwierigen Zeiten Räume für Begegnung öffnen und Menschen zusammenbringen, aus anderen Kulturen, Konfessionen, Kreisen.
Kirche und Sport bilden den Kitt unserer Gesellschaft, weil sie einladen in aller Verschiedenheit Leben miteinander zu teilen und erfahrbar machen: Gemeinsam ist man weniger allein. Denn da, wo Begegnung entsteht, kann sich Beziehung entwickeln und auf die kommt es an, auch um Gottes Liebe zu erfahren.


Pfarrerin Julia Arnold, Landeskirchliche Beauftragte  und Vorsitzende des Arbeitskreises Kirche und Sport 2011 - 2013